Welche sind die häufigsten Begleiterkrankungen bei Erwachsenen mit ADHS und wie beeinflussen sie die Behandlung sowie den Alltag?

Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) wird häufig bereits im Kindesalter diagnostiziert, doch in vielen Fällen bestehen die Symptome auch im Erwachsenenalter weiter. Erwachsene mit ADHS erleben nicht nur die typischen Kernsymptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und innere Unruhe, sondern leiden oft zusätzlich unter psychischen Begleiterkrankungen. Diese Komorbiditäten können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und den Behandlungsverlauf erschweren. In der klinischen Praxis zeigt sich deutlich, dass eine differenzierte Diagnostik und ein individualisierter Therapieansatz unerlässlich sind.

Zu den häufigsten Begleiterkrankungen zählt die Depression. Viele Erwachsene mit ADHS entwickeln im Verlauf ihres Lebens depressive Symptome, die sich in Antriebslosigkeit, gedrückter Stimmung und Konzentrationsstörungen äussern. Diese Beschwerden können sich gegenseitig verstärken und den Alltag erheblich erschweren. Eine wirksame Therapie muss daher beide Störungen berücksichtigen und schliesst in der Regel eine Kombination aus medikamentöser Behandlung und Psychotherapie ein. Eine weitere häufige Komorbidität sind Angststörungen. Generalisierte Angst, soziale Ängste oder Panikattacken kommen bei Erwachsenen mit ADHS deutlich häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung. Angst kann die bestehende Unruhe und Reizüberflutung zusätzlich verstärken, was die Alltagsbewältigung erheblich beeinträchtigt. Therapeutisch bewährt hat sich hier eine Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und gegebenenfalls anxiolytischer Medikation.

Auch Schlafstörungen treten bei Erwachsenen mit ADHS regelmässig auf. Einschlafprobleme, nächtliches Aufwachen oder eine schlechte Schlafqualität können sich direkt auf Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung und emotionale Stabilität auswirken. In der Folge kommt es häufig zu einer Verstärkung der ADHS-Symptomatik. Die Behandlung umfasst meist eine strukturierte Schlafhygiene, verhaltenstherapeutische Massnahmen und gegebenenfalls unterstützende Medikamente. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist das erhöhte Risiko für Abhängigkeitserkrankungen. Erwachsene mit ADHS sind besonders anfällig für Alkohol-, Drogen- oder Glücksspielabhängigkeit. Impulsives Verhalten, emotionale Dysregulation und das Bedürfnis nach Reizsuche begünstigen die Entwicklung süchtiger Verhaltensweisen. Diese erschweren nicht nur die ADHS-Therapie, sondern erfordern einen interdisziplinären und integrierten Behandlungsansatz, der gleichzeitig auf beide Problembereiche eingeht.

Begleiterkrankungen bei Erwachsenen mit ADHS stellen eine besondere Herausforderung für Diagnostik und Therapie dar. Sie beeinflussen nicht nur die Auswahl der geeigneten Behandlungsstrategien, sondern auch die langfristige Lebensqualität. Ein multimodaler Behandlungsansatz, der Psychotherapie, Pharmakotherapie und verhaltensorientierte Interventionen sinnvoll kombiniert, bietet hier die besten Erfolgsaussichten. Wichtig ist zudem eine enge therapeutische Begleitung, die auf individuelle Veränderungen im Krankheitsverlauf flexibel reagieren kann. Je früher Begleiterkrankungen erkannt und behandelt werden, desto grösser ist die Chance auf Stabilisierung, berufliche Leistungsfähigkeit und soziale Integration.

Im Zentrum für Neuropsychologie der Bellevue Medical Group bieten wir eine spezialisierte Diagnostik für Erwachsene mit Verdacht auf ADHS – inklusive fundierter Abklärung möglicher Begleiterkrankungen. Mit modernen Testverfahren, langjähriger Erfahrung und einem interdisziplinären Blick auf komplexe Symptomkonstellationen erstellen wir differenzierte neuropsychologische Gutachten.