Was tun bei Polyneuropathie?

Polyneuropathie ist eine Erkrankung, bei der mehrere periphere Nerven gleichzeitig geschädigt sind. Sie gehört zu den häufigsten neurologischen Störungen und kann in jedem Alter auftreten, betrifft jedoch besonders häufig ältere Menschen oder Personen mit bestimmten Grunderkrankungen. Die Ursachen sind vielfältig – von Diabetes mellitus über übermässigem Alkoholgebrauch, Vitaminmangel und genetischer Veranlagung bis hin zu Autoimmunerkrankungen, Infektionen oder toxischen Einflüssen. Auch bestimmte Medikamente und Chemotherapien können eine Polyneuropathie auslösen.

Die Symptome sind ebenso variabel wie ihre Ursachen. Typisch sind Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen, Ameisenlaufen oder Taubheitsgefühle, die oft symmetrisch an Füßen und Händen beginnen und sich langsam ausbreiten. Hinzu kommen Schmerzen, Muskelschwäche und eine verringerte Koordination, welches zu Unsicherheit beim Gehen und einer erhöhten Sturzgefahr führen kann. Oft unterschätzt wird eine autonome Polyneuropathie, welche Funktionen wie Kreislaufregulation  oder Verdauung beeinträchtigt.

Polyneuropathien verlaufen in der Regel chronisch, können sich aber je nach Ursache und Behandlungsbeginn unterschiedlich entwickeln. Entscheidend ist daher eine frühzeitige und präzise Diagnostik. Dazu gehören neben einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung auch Blutuntersuchungen, Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen (ENG), Elektromyografie (EMG) und bei Bedarf weitere spezialisierte Tests wie die quantitative sensorische Testung (QST).

Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach der Ursache. Bei einer diabetischen Polyneuropathie beispielsweise steht eine optimale Blutzuckereinstellung im Vordergrund, bei Vitaminmangel die gezielte Substitution, bei toxischen Ursachen die Beseitigung des auslösenden Faktors. Ergänzend erfolgt eine symptomorientierte Schmerztherapie, oft mit speziellen Medikamenten gegen neuropathische Schmerzen. Unterstützende gezielte Physiotherapie, Ergotherapie und Anwendungen aus der Naturheilkunde wie Hydro- und Elektrotherapie können helfen, die sensiblen Störungen und Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu erhalten.

Neben medikamentösen und physikalischen Therapien spielen Lebensstilfaktoren eine sehr grosse Rolle. Im Zentrum stehen hier eine regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung mit weitestgehender Reduktion von Alkohol, aber insbesondere auch der Umgang mit den Schmerzen können das Fortschreiten der Polyneuropathie verlangsamen und Beschwerden lindern.

Im Zentrum für Schmerzmedizin der Bellevue Medical Group setzen wir auf eine umfassende und individuelle Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Polyneuropathie. Durch modernste Diagnostik, gezielte Schmerztherapie und ganzheitliche Behandlungskonzepte schaffen wir die Basis für mehr Lebensqualität und eine bestmögliche Funktionsfähigkeit – auch bei chronischen oder fortgeschrittenen Verläufen.