Welche sind die neuesten Diagnoseverfahren zur Erkennung von ADHS bei Erwachsenen?

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, wurde lange Zeit überwiegend mit Kindern in Verbindung gebracht. Doch zunehmend rückt in den Fokus, dass auch viele Erwachsene betroffen sind – häufig ohne es zu wissen. Die Diagnose bei Erwachsenen gestaltet sich jedoch oft schwieriger als bei Kindern, da die Symptome weniger offensichtlich sind und sich häufig mit anderen psychischen Störungen überschneiden. Zudem können sie sich im Erwachsenenalter in veränderter Form äußern, etwa durch innere Unruhe, Konzentrationsprobleme oder Schwierigkeiten im Alltag und Beruf. Vor diesem Hintergrund wurden in den letzten Jahren verschiedene moderne Diagnoseverfahren entwickelt, die eine genauere und differenziertere Beurteilung ermöglichen.

Im Zentrum der Diagnostik steht nach wie vor das ausführliche klinische Gespräch. Hierbei analysieren Fachpersonen gemeinsam mit dem Patienten die persönliche und medizinische Vorgeschichte – mit besonderem Augenmerk auf mögliche ADHS-Symptome in der Kindheit, die für die Diagnose essenziell sind. Auch aktuelle Schwierigkeiten in verschiedenen Lebensbereichen, etwa bei der Arbeit, im sozialen Umfeld oder in der Alltagsorganisation, werden sorgfältig erfasst. Dieses Gespräch bildet die Grundlage, um erste Hypothesen über das Vorliegen einer ADHS zu formulieren.

Ergänzend kommen standardisierte Fragebögen und Bewertungsinstrumente zum Einsatz, die helfen, das Ausmaß und die Auswirkungen der Symptome systematisch zu erfassen. Instrumente wie die Adult ADHD Self-Report Scale (ASRS), die Conners’ Skalen (CAARS) oder die ADHD Rating Scale bieten strukturierte Informationen über Konzentrationsprobleme, Impulsivität und emotionale Dysregulation. Sie ermöglichen zudem eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwischen verschiedenen Fachstellen und bieten eine wertvolle Grundlage für den weiteren diagnostischen Prozess.

Ein weiterer wichtiger Baustein in der ADHS-Diagnostik ist die gezielte Verhaltensbeobachtung. Diese kann sowohl im direkten Gespräch als auch in Alltagssituationen erfolgen – beispielsweise am Arbeitsplatz oder im häuslichen Umfeld. So lassen sich etwa Impulsivität, Aufmerksamkeitsprobleme oder Schwierigkeiten bei der Strukturierung des Tages besser einordnen und im realen Kontext bewerten.

Darüber hinaus spielen neuropsychologische Tests eine zunehmend bedeutende Rolle. Sie dienen dazu, kognitive Funktionen wie Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Reaktionskontrolle oder Planung zu erfassen – Fähigkeiten, die bei ADHS häufig beeinträchtigt sind. Die Ergebnisse solcher Tests können helfen, die Diagnose zu objektivieren und ADHS von anderen Störungen mit ähnlichen Symptomen abzugrenzen.

Ebenfalls unverzichtbar ist die Differentialdiagnose: Viele psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen oder Persönlichkeitsstörungen können ähnliche Symptome verursachen wie ADHS. Auch körperliche Ursachen, etwa Schlafstörungen oder Schilddrüsenprobleme, müssen ausgeschlossen werden. Eine sorgfältige diagnostische Abwägung ist deshalb unerlässlich, um Fehldiagnosen zu vermeiden.

Zunehmend rückt auch die bildgebende Diagnostik in den Blickpunkt der Forschung. Zwar gehören Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) derzeit nicht zur Routineuntersuchung bei ADHS, doch aktuelle Studien zeigen, dass sie in Zukunft wertvolle Informationen über strukturelle und funktionelle Besonderheiten des Gehirns bei betroffenen Personen liefern könnten – etwa im Bereich der präfrontalen Cortexaktivität oder bei der Vernetzung bestimmter Hirnregionen.

Insgesamt zeigt sich: Die Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter ist komplex und erfordert einen multidimensionalen, ganzheitlichen Ansatz. Nur durch die Kombination verschiedener Verfahren – von der Anamnese über standardisierte Skalen, Verhaltensbeobachtung und neuropsychologische Tests bis hin zur Ausschlussdiagnostik – lässt sich ein zuverlässiges Bild gewinnen. In Zukunft könnten auch bildgebende Verfahren eine wichtige Ergänzung darstellen. Entscheidend bleibt jedoch die individuelle Betrachtung jedes Patienten und das Verständnis dafür, wie sich ADHS in seinem konkreten Lebenskontext ausdrückt.

Wenn Sie den Eindruck haben, dass ADHS auch in Ihrem Leben eine Rolle spielen könnte, unterstützen wir Sie im Zentrum für Neuropsychologie gerne dabei, mehr Klarheit zu gewinnen. Durch unsere langjährige Erfahrung in der Abklärung von ADHS im Erwachsenenalter bieten wir Ihnen eine fundierte und individuelle Beurteilung – immer mit dem Ziel, Ihre persönliche Lebenssituation und Ihre Ressourcen mit einzubeziehen.